Workshop_Brainstorming

Thüringer Firmen profitieren von Gewinnung internationaler Fachkräfte

Fachtagung in Erfurt bilanziert mit Landes- und Bundesakteuren die Umsetzung des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes / Chancen für die Zukunft intensiv diskutiert

ERFURT_ Die Einwanderung von internationalen Fachkräften hilft zunehmend dabei, für die Thüringer Firmen neue qualifizierte Beschäftigte zu finden. So stieg die Zahl aller sozialversicherungspflichtig beschäftigter Migrantinnen und Migranten im Jahr 2020 um knapp 9 Prozent auf rund 49.600 an. Dabei ist ein Drittel jünger als 30 Jahre. Betrachtet man allein die Zuwanderung aus Drittstaaten, fällt die Steigerung mit knapp 11 Prozent auf mehr als 21.000 noch höher aus. Rund 2.200 der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Migrantinnen und Migranten absolvierten in 2020 eine Ausbildung im Freistaat.

Flankiert wird diese positive Entwicklung durch den erfolgreichen Aufbau eines Netzwerks von Thüringer Partnern, welches die Gewinnung der Fachkräfte und ihre Integration in den hiesigen Arbeitsmarkt vorantreibt. Dies waren zwei wesentliche Ergebnisse einer Fachtagung am heutigen Mittwoch, 14. Juli, in Erfurt, die rund 16 Monate nach Inkrafttreten des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes (FEG) Bilanz zog und zugleich Vorhaben und Lösungen für die künftigen Herausforderungen diskutierte. Organisiert wurde die Tagung von der Thüringer Agentur Für Fachkräftegewinnung (ThAFF), die im Auftrag der Landesregierung eine Koordinierungsfunktion bei der Umsetzung des FEG in Thüringen wahrnimmt. Der Titel der Veranstaltung lautete: „Gut ein Jahr mit dem Fachkräfteeinwanderungsgesetz – Thüringen = attraktiv = international?“ Teilnehmende waren unter anderem Vertreterinnen und Vertreter aus den Bundesministerien des Innern, für Arbeit und für Wirtschaft, der Thüringer Ministerien für Arbeit und Migration sowie der Bundesagentur für Arbeit.

Die Thüringer Landesregierung sieht in der Einwanderung internationaler Fachkräfte einen wichtigen Beitrag zur Deckung des trotz der Corona-Pandemie weiter wachsenden Fachkräftebedarfs der Thüringer Unternehmen. „Diesbezüglich ist das abgestimmte Agieren aller an der Umsetzung des Gesetzes beteiligten Thüringer Akteure ein zentraler Erfolgsfaktor“, erklärte Thüringens Arbeitsministerin Heike Werner auf der Tagung. „Das Fachkräfteeinwanderungsgesetz regelt die Einwanderung von Menschen aus Nicht-EU-Ländern, und wir heißen diese Menschen willkommen, freuen uns, wenn sie sich für Thüringen als neuen Lebens- und Arbeitsmittelpunkt entscheiden. Gerade die Corona-Pandemie hat uns allen vor Augen geführt, wie wichtig Fachkräfte für unser Land sind – im Gesundheits- und Pflegebereich, in der öffentlichen Versorgung und vielen anderen Bereichen. Die demographische Entwicklung unserer Gesellschaft und die zunehmende Technologisierung der Arbeitswelt sorgen für einen anhaltend großen Bedarf an gut ausgebildeten Fachkräften – insbesondere auch aus dem Ausland. Dabei verfügen Zuwandernde, so ist die Erfahrung auch des vergangenen Jahres, über vielfältige Qualifikationen, die es zu nutzen gilt. Andernfalls droht das Fehlen von gut qualifizierten Arbeitskräften zur Gefahr für den Wirtschaftsstandort Thüringen und damit für unsere Gesellschaft zu werden.“

Das Arbeitsministerium steuert und finanziert die ThAFF, die in den vergangenen zwei Jahren ihre Ressourcen in puncto Rekrutierung internationaler Fachkräfte aufstockte. Zu ihren Aufgaben gehört es, verschiedenste Akteure bei der Umsetzung des FEG zu koordinieren und zu beraten. Seit Herbst vergangenen Jahres gehören dazu verstärkt auch die Ausländerbehörden, die Thüringer Arbeitgeber gezielt bei der Gewinnung internationaler Beschäftigter im Sinne des FEG unterstützen. Die vertragliche Grundlage für diese neue Koordinierungsaufgabe der ThAFF schufen das Arbeits- und das Migrationsministerium im September 2020 durch eine Kooperationsvereinbarung mit der LEG, bei der die ThAFF angesiedelt ist. Thüringens Migrationsminister Dirk Adams hob auf der heutigen Tagung die Schaffung des effektiven Netzwerks hervor: „Wir haben die Zeit der pandemischen Einreisebeschränkungen gut genutzt, um im Freistaat tragfähige und regional verankerte Netzwerkstrukturen aufzubauen. Die Unternehmen ebenso wie die internationalen Fachkräfte können auf diese Strukturen zurückgreifen, so dass sie gut informiert und mit der nötigen Unterstützung in die Genehmigungsprozesse gehen. Im Wettstreit um die klügsten Köpfe und fleißigsten Hände müssen wir auf mehr Planungs- und Rechtssicherheit für ausbildungs‐ und einstellungsbereite Arbeitgeber sowie Auszubildende und Arbeitnehmer setzen. Und nicht zuletzt damit werben, dass Thüringen ein offenes, attraktives und lebenswertes Land ist.“

Die heutige Fachtagung war die zweite in einer Reihe von Veranstaltungen, mit denen die ThAFF in Zusammenarbeit mit der Landesregierung Herausforderungen und Chancen der Fachkräfteeinwanderung beleuchten möchte. „Wichtig ist uns, nicht nur die Länderperspektive einzunehmen, sondern uns auch mit den Akteuren im Bund auszutauschen“, erläuterte Sabine Wosche, Geschäftsführerin der LEG. „Wir bieten die Plattform, um gemeinsam ganz konkrete Lösungen für typische Fragen in Verbindung mit der Einwanderung internationaler Fachkräfte zu entwickeln.“ Themen der Tagung waren unter anderem, wie die Informationen zur Umsetzung des FEG gut vermittelt werden können, wie sich die Kooperation der Netzwerkpartner weiter verbessern lässt, mit welchen Angeboten Thüringen Unternehmen und Fachkräfte bestmöglich unterstützen kann und wie Prozesse mit Blick auf schnelle Einreise und effiziente Genehmigungsverfahren künftig optimiert werden. Einreise, Eintritt in den Arbeitsmarkt und folgende langfristige Integration, darüber bestand Konsens, sollten stets zusammen gedacht und ganzheitlich angegangen werden, um für Fachkräfte aus aller Welt attraktiv zu sein.