Mein Name ist Melanie, und seit Oktober 2019 arbeite ich bei den Erfurter Verkehrsbetrieben. Es war eigentlich eine spontane Entscheidung, aber ich hatte den Wunsch nach Veränderung, und seitdem fühle ich mich hier sehr wohl und bin wirklich glücklich diesen Schritt gegangen zu sein.
Wie sind Sie ursprünglich auf die Idee gekommen, im ÖPNV zu arbeiten?
Es gab immer schon einen kleinen Wunsch als Kind, eine gewisse Bewunderung für die Straßenbahnen, und ich habe es immer gemocht, hinter dem Fahrer mitzufahren. Als Kind fand ich die roten und weißen Straßenbahnen in Erfurt einfach faszinierend. Es war damals aber eher ein vages Interesse und eigentlich nie greifbar für mich.
Beruflich war ich 25 Jahre lang in der Gastronomie tätig, aber irgendwann merkte ich, dass ich diesen körperlich sehr belastenden Job nicht bis zur Rente ausüben kann. Also dachte ich nach, was ich stattdessen machen könnte.
Ich habe dann einen guten Freund wieder getroffen und als wir bei einem Kaffee zusammen gesessen haben, fragte ich ihn, wo er jetzt arbeitet. Da erzählte er mir, dass er bei den Erfurter Verkehrsbetrieben ist. Ich sagte daraufhin: „Ach, Straßenbahn fahren, das finde ich total spannend!“
Und er meinte nur: „Na, dann bewirb dich doch einfach!“ Ich war etwas überrascht und fragte: „Wie jetzt? Kann man das so einfach? Ich habe das doch gar nicht gelernt, und da gibt es doch so viele Dinge, auf die man achten muss.“ Aber er erklärte mir, dass es tatsächlich möglich ist, als Quereinsteiger zu starten.
Da dachte ich mir: „Warum nicht?“ Also habe ich es einfach ausprobiert – und hier sitze ich heute. Ich bin wirklich froh, diesen Schritt gegangen zu sein.
Gab es als Frau in Ihrer Rolle besondere Herausforderungen?
Nein, würde ich so nicht sagen. Klar, der Technikbereich ist natürlich sehr anspruchsvoll. Ich bin jetzt nicht unbedingt diejenigen, die täglich mit dem Stromverlauf und dem gesamten technischen Rahmen zu tun hat. Aber das wird hier im Unterricht sehr interessant und auf eine Weise vermittelt, dass man es wirklich verstehen kann.
Im Nachhinein fand ich es auch sehr spannend und interessant, das „große Ganze“ zu verstehen und zu sehen, wie alles miteinander verknüpft ist. Aber es war für mich persönlich nicht schwieriger, würde ich sagen.
Wie sieht für Sie ein typischer Arbeitsalltag aus?
Wenn ich Frühdienst habe, starte ich am Betriebshof Südost, hier am Urbicher Kreuz. Dort hole ich meine Informationen von dem Betriebshofmeister – er teilt mir mit, welche Bahn ich fahren werde und auf welchem Gleis ich sie finde. Dann checke ich das Fahrzeug, um sicherzustellen, dass alles funktioniert, mache eine Funktionsprüfung und melde mich bei meinem Betriebshofmeister zurück. Wenn alles in Ordnung ist, kann ich losfahren. Dann geht es eigentlich direkt raus auf die Strecke!
Gibt es besondere Herausforderungen bei Ihrer Arbeit und wie gehen Sie damit um?
Jeder Tag ist anders. Man weiß nie genau, was einen erwartet. Es gibt sowohl positive als auch negative Ereignisse, die verarbeitet werden müssen. Zum Beispiel Erste-Hilfe-Einsätze oder einfach das Erkennen eigener Grenzen – sowohl körperlich als auch emotional. Diese Erfahrungen lernt man mit der Zeit kennen und sie helfen dabei, sich auch als Mensch weiterzuentwickeln.
Was motiviert Sie, weiterhin in diesem Berufsfeld tätig zu sein?
Mich motiviert vor allem die Sicherheit, die mir dieser Job bietet. Ich habe ein regelmäßiges Einkommen und fühle mich hier gut aufgehoben, besonders im Team. Obwohl wir viele Kollegen sind, ist das Arbeitsumfeld fast familiär. Wir helfen uns gegenseitig, und das macht die Arbeit wirklich angenehm.
Bietet der ÖPNV-Sektor Ihrer Meinung nach gute berufliche Chancen für Menschen aus unterschiedlichen Berufsfeldern?
Ja, definitiv. Es muss nicht unbedingt heißen, dass jemand, der sich hier als Fahrer bewirbt, für immer Fahrer bleibt. Man kann natürlich auch in andere Bereiche wechseln. Viele, die damals mit mir angefangen haben, sind mittlerweile in anderen Positionen. Einer von ihnen ist zum Beispiel jetzt Rangierfahrer.
Ich selbst bin gerade dabei, im Fahrschulbereich ein bisschen mitzuhelfen. In diesem Jahr werden sehr viele neue Fahrer ausgebildet, und deshalb unterstütze ich ab und an, wo gerade Not ist. Das erfordert natürlich auch mehr Fahrschullehrer, und da helfe ich, wo ich kann.
Zum Abschluss, was würden Sie anderen Menschen sagen, die noch überlegen, eine Karriere im ÖPNV zu starten?
Wichtig ist, dass man körperlich fit ist, das ist wirklich entscheidend. Man sollte auch geistig fit sein und vor allem Spaß an der Arbeit haben, genau wie ich. Wenn das gegeben ist, dann steht einer Karriere im ÖPNV eigentlich nichts im Weg!