Schulrunde mit Herz: Christins Einstieg als Busfahrerin

Christin Gischel

Christin Gischel, Busfahrerin

Vom Reinigungsteam ans Steuer: Christin ist 38 Jahre alt und seit einem Jahr bei der Firma Wollschläger. Eigentlich war sie für Sauberkeit im Unternehmen zuständig – heute fährt sie regelmäßig Schulrunden mit dem Bus. Wie es dazu kam, warum sie ihren Busführerschein gemacht hat und was ihr kleiner Fahrgast mit Einschulungslampenfieber damit zu tun hat, erzählt sie in einem ehrlichen und charmanten Gespräch über Zufälle, Chancen und das richtige Timing im Leben.

Hallo, ich bin Christin, 38 Jahre alt, und seit einem Jahr bei der Firma Wollschläger tätig.

War es ein langfristiger Wunsch oder eher eine zufällige Gelegenheit?

Ja, das war tatsächlich eine ganz zufällige Gelegenheit. Mein Partner arbeitet hier in der Firma und hat mich quasi mit ins Boot geholt.

Haben Sie eine spezielle Ausbildung oder Schulung absolviert?

Für den Busbereich? Nein, überhaupt nicht. Ich habe ursprünglich in der Reinigung angefangen. Ich bin verantwortlich für die Reinigung der Busse, der Büros – eigentlich für Haus und Hof. Dann hat mich unsere Chefin gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, den Busführerschein zu machen. Ziel war es, die Werkstatt zu entlasten, ein paar Fahrten zu übernehmen oder einzuspringen, wenn jemand krank ist oder Schienenersatzverkehr gefahren werden muss.

Also habe ich den Führerschein gemacht – und seit letztem Jahr darf ich Bus fahren.

Wie lange hat der Busführerschein gedauert?

Drei Monate.

Wie sieht ein typischer Arbeitsalltag als Busfahrerin für Sie aus?

Zurzeit fahre ich nur eine kleine Schulrunde, weil ich weiterhin hauptsächlich im Reinigungsbereich angestellt bin.

Gibt es einen besonderen Moment oder eine Leistung, auf die Sie besonders stolz sind?

Ich bin ja noch nicht so lange im Fahrdienst, aber da gibt es tatsächlich eine schöne Geschichte: Ich hatte einen kleinen Erstklässler auf meiner Runde, der an seinem ersten Schultag ganz allein unterwegs war – ohne Mama und Papa. Er war total aufgeregt, aber auch stolz, mit dem Bus zu fahren. Am nächsten Tag habe ich ihn gefragt, wie es war – und er kam mit einem breiten Lächeln wieder zu mir. Jetzt fährt er gerne mit mir. Solche kleinen Momente machen den Unterschied.

Was finden Sie bereichernd an der Arbeit mit den Fahrgästen?

Dadurch, dass ich nur eine Schulrunde fahre, habe ich hauptsächlich kleine Kinder als Fahrgäste – viele davon sind gerade erst eingeschult worden. Die sind unglaublich süß, erzählen mir Geschichten, stellen viele Fragen, singen im Bus. Das ist wirklich schön und macht Spaß.

Was motiviert Sie, weiterhin in diesem Berufsfeld tätig zu sein?

Mein Partner und ich arbeiten beide hier – und das funktioniert sehr gut. Wir können unsere Dienstpläne so abstimmen, dass immer jemand zu Hause ist, wenn es um unsere Kinder geht. Wir haben ein Schulkind und ein Kindergartenkind – und es klappt hervorragend, dass einer die Kinder morgens bringt und der andere sie nachmittags abholt.

Gab es als Frau in Ihrer Rolle besondere Herausforderungen und wie haben Sie diese überwunden?

Nein, tatsächlich nicht. Ich wurde im Team sehr gut aufgenommen. Wenn ich Fragen habe, kann ich mich jederzeit an erfahrene Kollegen wenden – ich stoße immer auf offene Ohren.

Welche Fähigkeiten oder Eigenschaften sind aus Ihrer Sicht für jemanden wichtig, der in diesen Bereich einsteigen möchte?

Man sollte gelassen bleiben und sich nicht alles zu sehr zu Herzen nehmen. Man muss sicher im Straßenverkehr unterwegs sein und darf keine Angst vorm Fahren haben.

Würden Sie den Einstieg in den ÖPNV-Sektor jungen Menschen oder Quereinsteiger*innen weiterempfehlen?

Definitiv. Ich bin das beste Beispiel dafür.